Segeltörn mit der Eye of the Wind: Tag 7 – St. Martin

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Ein kleines Eiland in der Karibik. Saint Martin und Sint Maarten. Hier verlassen wir die Eye of the Wind nach einer Woche gefüllt mit Segelromantik. Ein Motorboot bringt uns an Land. Ein Blick zurück zur Crew, die uns nachwinkt. Schön war’s!

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Die offizielle Bezeichnung von St. Martin lautet „französisches Überseegebiet“. Sint Maarten dagegen gehört zum Königreich der Niederlande, ist aber autonom. 1848 und 1863 wurde auf beiden Teilen die Sklaverei abgeschafft. Beliebt bei Touristen aus aller Welt sind die 37 öffentlichen Strände, die pastellfarbenen Holzhäuschen und die freundlichen Bewohner, die jeden Fremden willkommen heißen.

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Es war am 6. September 2017, als die Welt unterging. „Ich hatte die Hölle vor Augen, als ich im Morgengrauen aus dem Fenster sah“, erinnert sich Stephen Wright. Dann krachte auch schon das Dach ein und eine Wand stürzte zusammen. Gemeinsam mit seiner Frau rannte er barfuß nach draußen. Seit 20 Jahren führt er das Grand Case Beach Hotel, aber noch nie hatte er einen Hurrikan wie diesen erlebt. Er deutet auf die zerstörten Teile seines Lebenswerkes. „Irma hat ganze Arbeit geleistet“, sagt er.

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„Es war pures Glück, dass wir überlebten“, sagt Hotelmanager Stephen Wright.

Der Wetterdienst warnte bereits eine Woche zuvor. „Wir bekommen so viele Sturmmeldungen, oft passiert gar nichts.“ Doch diesmal war es anders, denn alles deutete auf einen Sturm ungeheuren Ausmaßes hin, der sogar einen Tsunami auslösen könnte.

Wright und sein Team waren gerüstet, doch hatten sie keine Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 Kilometern erwartet. „Es war pures Glück, dass wir alle überlebten“, sagt der gebürtige Engländer. „Heute fühle ich mich stärker als je zuvor.“ Die Renovierung ist in vollem Gange. „Es wird alles neu gemacht, die Wiedereröffnung ist am 1. Oktober 2018“, sagt Gästebetreuerin Lynn Patrice-Taylor.

Vergeben ist das Wichtigste

Priester Marcin Karwot von den Steyler Missionaren ist einem Monat nach dem Orkan auf die Insel gekommen und hat das ganze Ausmaß der Zerstörung erlebt. „Es war ein fürchterliches Bild“, sagt der Pole heute. „Die Menschen haben sich zurück ins Leben gekämpft.“ Was ihn dabei am meisten berührte, war ihre Zuversicht. Er predigt in drei Kirchen auf St. Martin; täglich hält er mindestens eine Messe und am Sonntag bis zu vier. „Bei jedem Gottesdienst sind die Kirchen voll. Der Glaube ist sehr wichtig auf der Insel.“

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Priester Marin Karwot predigt in drei Kirchen im französischen Teil der Insel. Gerade jetzt brauchen ihn die Gläubigen mehr denn je. Täglich hält er mindestens eine Messe.

Er erinnert sich, wie er gemeinsam mit Caritas-Helfern in die Familien ging und fragte, wo denn die Not am größten ist. „Wir halfen, Arztbesuche zu vermitteln, wenn das Trauma unüberwindlich war.“ Unvoreingenommen glauben die Menschen auch weiter an Gott, zweifeln nicht an seiner Gegenwart. Viel schlimmer als der Sturm selbst war das Danach, die Plünderungen, die sogar von den Nachbarn begangen wurden. Und die damit verbundenen Enttäuschungen. „Noch heute muss viel aufgearbeitet werden.“

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Der Inhalt seiner Predigten beschäftigt sich deshalb besonders mit Vergeben und Verzeihen. „Der Hurrikan wird als Naturkatastrophe verstanden. Doch das, was sich die Menschen gegenseitig antaten, ist für viele unbegreiflich.“ Zwiespalt, Enttäuschungen und fehlende Menschlichkeit waren das Schlimmste für die Betroffenen. „Es ist nicht leicht, den Stachel des Hasses zu besänftigen, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Dazu gehören auch die regelmäßige Abnahme der Beichte und das Zusprechen von Mut und Zuversicht. Pfarrer Karwot hört jeden Einzelnen zu, und sein Pfarrhaus steht für die Gläubigen offen. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, ist sich der 45-Jährige sicher.

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Stark sein müssen im Auge des Orkans

Ihn und seine Familie hat Irma mit voller Wucht getroffen. „Ich war in meinem Haus zusammen mit meiner Mutter, meiner Frau und den beiden Kindern. Plötzlich nahm der Wind das Dach mit.“ Es sei der Moment gewesen, als er richtig Angst bekam. Angst um sich und seine Lieben. „Ich durfte mir nichts anmerken lassen, ich musste stark sein. Meine Familie saß vor mir, jeder weinte und betete.“ Der gläubige Katholik hat nicht, wie viele andere, Gott die Schuld gegeben. „Warum auch? Bedanken wir uns etwa bei ihm, wenn alles gut geht? Nein! So können wir ihm auch nichts vorwerfen.“

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„Für meine Familie musste ich stark sein!“ Philippe Richardson spricht über seine Erfahrungen im Auge des Orkans.

Die Hotels öffnen spätestens im Herbst 2018 erneut; viele davon sogar komplett renoviert und schöner als je zuvor. Aus jeder Katastrophe wächst eine Chance: Das kleine Eiland in der Karibik ist dafür das beste Beispiel.

Der Aufenthalt wird unterstützt von Office de Tourisme de Saint Martin.

 

 

 

 

 

 

Über sl4lifestyle

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