(Auszüge aus meinem Tagebuch vom Sommer 2011)
Malmö
Mein Couchsurfing-Abenteuer beginnt in Malmö. Meine erste Anlaufstelle ist Emma, ich habe sie über die Couchsurfing-Website kennen gelernt. Ich hatte mir ihr Profil angesehen und sie kontaktiert. Sie ist auch Journalistin. Sie lebt mit ihrer kleinen Tochter Lova und der Japanerin Kakuko mitten in Malmö. Als ich ankomme, sind gerade ihre Eltern zu Besuch, sie wohnen in Lappland, rund 1600 Kilometer weiter nördlich in einem Dorf mit 40 Einwohnern. Von dort kommt ursprünglich auch Emma. Nach dem Abendessen sitzen wir noch beisammen und unterhalten uns. Ich fühlte mich wohl. Die erste Couchsurf-Adresse hat geklappt. Ich schlafe nun für zwei Nächte in einem kleinen Zimmer auf der Couch. Zwar ist die Couch ein wenig kurz für mich, aber wenn ich mich halb quer lege, passt es! Vor der Couch liegt eine noch nicht installierte Waschmaschine, doch ein Gang ist dazwischen, so dass ich aufstehen kann. Emma hat sich dafür entschuldigt, dass das Drumm noch nicht angeschlossen wurde, aber es gibt Schlimmeres!
Die Japanerin Kakuko ist sehr aufgeschlossen und hat das größere Zimmer in Emmas Wohnung für den Sommer gemietet. Sie lernt in Malmö Schwedisch, ist Lehrerin und möchte mehr über das schwedische Erziehungssystem erfahren. Ursprünglich lebt sie im südfranzösischen Lyon. Also ein lustiger Sprachmix aus Englisch, Französisch und ab und an ein paar Wörtern schwedisch, den wir hier an Emmas Küchentisch aufführen.
Heute war ich in Malmö unterwegs, doch es regnete den ganzen Tag. Die Stadt finde ich nicht allzu prickelnd – eine Hafenstadt mit ganz schöner Altstadt. Zum Eingewöhnen aber ganz gut. Morgen fahre ich mit dem Zug nach Göteborg und damit meiner nächsten Couchsurfing-Adresse entgegen.
Göteborg
Auch diese Episode überstehe ich bestens. Ich logiere bei Yvonne, hoch über den Dächern von Göteborg. Sie hat ein nettes, individuell eingerichtetes Appartement auf einem Hügel mit einem großartigen Blick über die Stadt. Wir treffen uns an der Straßenbahnhaltestelle. Sie hat sich das ganze Wochenende Zeit für mich, den Couchsurfer, genommen und fragt mich gleich, ob ich lieber auf ein Konzert in den größten Vergnügungspark Skandinaviens möchte oder ein wenig in der Natur herumbummeln will. Ich entscheide mich für die Natur.
So wandern wir über drei Stunden durch einen faszinierenden Märchenwald nicht weit von ihrer Wohnung bis zu einem See, wo wir picknicken. Die Schweden lieben die Natur, sind bis spät abends draußen, baden in einsamen Seen oder joggen. Am nächsten Tag zeigt mir Yvonne Göteborg. Wir gehen auch ins Kunstmuseum, besuchen dort das Hasselblad-Center mit tollen Fotografien.
Später essen wir in einem Terrassencafé auf Göteborgs Prachtstrasse zu Abend. Es ist der erste sonnige und warme Tag für mich in Schweden!
Småland
Mit dem Bus fahre ich weiter vier Stunden ins Landesinnere nach Småland – zu den Orten, wo Astrid Lindgren aufgewachsen ist und die Schauplätze ihrer Bücher sind. Ich habe keine Unterkunft, doch die Touristeninformation ist sehr hilfreich und vermittelt mir ein nettes und preisgünstiges Einzelzimmer mit Bad in der lokalen Volkshochschule. Im Moment stehen die Seminarhäuser leer und sind für Touristen zugänglich. Sehr gepflegt, sauber und mit viel Grün drum herum. Der Ort ist fünf Minuten Fußmarsch vom Marktplatz entfernt, und das Stadtzentrum ähnelt einer Puppenstube. Holzhäuser leuchten in rot, gelb, blau, inmitten von grünen Wäldern, Wiesen und blauen Seen.
Nun auf zu Astrid Lindgren, um die Helden meiner Kindheit persönlich kennen zu lernen. Hier sieht es wirklich idyllisch aus. Bei Sonnenschein sogar paradiesisch. Mit dem Wetter habe ich nicht nur Glück. Es regnet fast täglich, meist kommt am Nachmittag die Sonne heraus.
Am nächsten Tag besuche ich in Vimmerby im Stadtteil Näs das Geburtshaus von Astrid Lindgren mit dem modernen Dokumentationszentrum. Da haben sich die Verantwortlichen etwas wirklich Großartiges einfallen lassen. Es ist sowohl für Kinder wie auch Erwachsene interessant. Die Nachfahren leben immer noch dort, im Nebenhaus, so dass die Privatsphäre eingehalten werden muss, wenn man das Grundstück betritt.
Der Vergnügungspark „Astrid Lindgrens Welt“ ganz in der Nähe ist dann doch eher ein Paradies für Kinder. Schauspieler verkörpern die Protagonisten aus Lindgrens Büchern und detailgetreu wurden hier die Plätze nachgebildet. Es gibt die Mattisburg, den Wald der Brüder Löwenherz, Bullerbü, Michels Lönneberga, die Krachmacherstrasse, und vieles mehr. Die Häuser sind so, dass Kinder in sie hineingehen und spielen können. Wunderbar – dieser Vergnügungspark! Das schwedische Modell, die Lindgren-Familie hat auch nie zugestimmt, dass zum Beispiel in Deutschland so etwas entstehen kann. Jedem von Euch, der Kinder hat, kann ich den Besuch nur empfehlen.
Auch habe ich mich mit Astrid Lindgrens Nichte unterhalten. Sie spricht fließend deutsch. Eine gute Vorbereitung für meine Vorträge über die Schriftstellerin in den nächsten Monaten.
Ich habe mir ein Fahrrad geliehen, um mir die entfernter liegenden Plätze wie Sevedsthorp (Bullerbü mit den drei Höfen) und Katthult (wir kennen es als Michels Lönneberga) zu besuchen. Bullerbü liegt rund 15 Kilometer entfernt und Katthult 25 Kilometer. Ich fuhr auf einer Straße durch den Wald. Ich bin kaum Autos, geschweige denn Menschen begegnet. Die vereinzelten Holzhäuser lagen verlassen da. Dann fing es an zu regnen. Ich zog mein pinkfarbenes Regencape an (Neiiin, ich wurde nicht mit Rotkäppchen verwechselt!) und steckte meinen Tagesrucksack in eine Plastiktüte. Das Unwetter wurde immer schlimmer. Weit und breit kein Unterstand. Endlich fand ich Zuflucht in einem Bus-Wartehäuschen. Es blitzte und donnerte heftig. Ich bin ein recht furchtloser Mensch, aber vor Gewitter habe ich Respekt. Und dann schlug direkt gegenüber der Blitz ein. Eine grelle zuckende Säule. Mein Gott, das war unheimlich!
Irgendwie verpasste ich die Abzweigung nach Bullerbü (auf dem Rückweg stellte ich fest, dass es die gar nicht gab! Bis heute habe ich keine Ahnung, wie man da nun per Rad hinkommt) und fuhr insgesamt 25 Kilometer nach Katthult. Hier in dem kleinen Weiler bei Rumskulla wurde Michel gedreht, und die Höfe stehen für Besucher offen. Besichtigen kann man die Häuser jedoch nicht, da sie bewohnt sind. Aber es ist alles noch so, wie wir es aus den Filmen kennen.
Nach 50 Kilometern auf dem Fahrrad bin ich am Abend wieder in Vimmerby.
Stockholm
Mit dem Zug fahre ich nach Stockholm, meiner letzten Station. Da logiere ich ganz gewöhnlich in einem Hotel, mit Couchsurfing hat es diesmal nicht geklappt.
Mein letzter Abend in Schweden. Ich komme gerade aus dem Casino. Ja, genau, es liegt in der Nähe meines Hotels und ich habe einen vergnüglichen Abend verbracht. Nicht, dass ich selbst gespielt habe, aber ich habe zugeschaut. Und das war super spannend. Die Gesichter, wenn sie verlieren (oft) oder wenn sie gewinnen (selten). Viele Asiaten, die meisten Frauen kommen alleine und stehen oder sitzen am Roulette-Tisch. Ein kurzes Zucken in den Mundwinkeln, wenn die Jetons verloren sind, ein glückliches Lächeln, wenn sie sich vermehren. Eine Psycho-Studie im wahrsten Sinne des Wortes. Ich stand daneben und habe nur beobachtet.
Zu Stockholm: Mir fehlen die Worte, diese Stadt ist der Wahnsinn. Sie hat einen Platz als eine der schönsten Städte auf meiner Liste bekommen. Eineinhalb Tage war ich unterwegs und habe mir vieles angesehen. Einfach nur faszinierend. Und mittlerweile gibt es sogar das ABBA-Museum in Stockholm. Es wurde vor wenigen Wochen eröffnet. Ich denke, wenn Ihr schon vor Ort seid: Unbedingt ansehen!
Ein wunderbarer Einblick 🙂 Danke für die Lesereise durch Schweden, Sabine!
Sehr schön, Donnerstag 8:30 und der Tag startet mit ’nem Kurztrip nach Schweden – super!! Danke Sabine!!
So soll es sein! Vielleicht kommen noch ein paar mit auf die Reise?!
Bel servizio, da provare, complimenti per il blog 😉 Continuo a seguirvi, aspetto con ansia nuovi aggiornamenti!!
Das ist ja der Hammer, da will ich auch hin!!!! Witzig, die Schauspieler vor Ort, da denkt ma doch bestimmt, man ist mittendrin in der Serie 🙂 Außerdem interessiert mich ungemein Stockholm und hier wieder einmal der Beweis, wie toll es sein muss.
Und wie ist das mit dem Couchsurfing??? Eine Erfahrung die man machen muss, oder lieber nicht??? Ich denke da muss man sehr mobil und flexibel sein…., aber wo ein Wille, da auch eine Couch. 😉
Danke für den tollen Bericht!!!
LG Deine Christine!
Freut mich, dass er Dir gefällt, liebe Christine. Couchsurfing war für mich ein Muss, da ich ein witziges Buch darüber gelesen habe. Ich wollte es halt einmal im Leben ausprobieren. Dadurch ist ein Kontakt entstanden, den ich bis heute habe. Mit meiner Gastgeberin in Göteborg habe ich mich vor ein paar Monaten erst in Bangkok getroffen! Für mich war Cochsurfing auf alle Fälle lohnenswert! Schöne Woche Dir. LG Sabine
Hallo liebe Sabine,
das ist ja wunderbar 🙂 Toll wenn solche Kontakte entstehen und bleiben.
Ich wünsche Dir auch einen schöne Woche,
LG Deine Christine!