Bukowina-Pop und mehr
Wir fahren weiter in die Moldau- und Bukowinaregion. Über 200 Kilometer auf Landstraßen durch die Berge, die von unzähligen Schlaglöchern gekrönt sind. Es gibt hier nicht nur den Bukowina-Pop, den Shantel und seine Band weltweit bekannt gemacht haben, sondern auch die schönsten Klöster des Landes. Voronet, zum Beispiel, besticht durch seinen Blauton, der einzigartig ist. Die blaue Farbe der Außenfresken ist als Voronetblau zu einem Fachbegriff in der Kunstwelt geworden.
Die Schuld an dieser klösterlichen Pracht geben wir Stefan, dem Großen (1457 – 1504), einem moldauischen Fürsten, der durch seine Kriegslust bekannt und gefürchtet war. Nach jeder gewonnenen Schlacht gegen die Türken stiftete er ein Kloster, insgesamt 44, die sich hier in bester Lage präsentieren. Da wir keinen Kloster-Hype beabsichtigen, beschränken wir uns auf vier. Moldovita wird heute von Nonnen bewohnt und besticht durch die dominante gelbe Farbe seiner Fresken. Sie zeigen außen die Belagerung Konstantinopels und innen das Jüngste Gericht. Schwester Maria gehört zu den 35 Nonnen, die hier leben. „Ich bin vor zehn Jahren hierher gekommen und liebe dieses zurückgezogene Leben“, sagt sie. Sie hätte die richtige Entscheidung getroffen, ein Leben für Gott. Ihre Heimatstadt Suceava liegt nicht weit entfernt, doch sie ziehe die klösterliche Einsamkeit dem Stadtleben vor.
Hinter den Außenmauern liegt der örtliche Friedhof, von den Frauen des Dorfes sorgfältig gepflegt.
Sinnbild menschlicher Vollkommenheit
Die westliche Außenfassade des Klosters Sucevita hat keine Fresken. Denn der Maler sei während der Arbeit vom Gerüst gestürzt. Sein Tod hat die Gesellen so bestürzt, dass keiner von ihnen wagte, die Gemälde fortzusetzen. Die Außenwand, die bemalt ist, zeigt eine beeindruckende Himmelsleiter, die als Sinnbild der menschlichen Vollkommenheit dargestellt wird. Die aber natürlich niemand von uns jemals erreichen wird, da man es nie schaffen wird, die Stufen bis ganz nach oben zu erklimmen. Und noch was: Dieses Kloster war das Letzte, das Fürst Stefan erbaut hat. Waren deshalb vielleicht die hier dominierenden Farben Grün und Rot seine Lieblingsfarben?
Schwester Marta säubert die Kerzenhäuschen, die vor jeder orthodoxen Kirche stehen und Heimat der Toten und der Lebenden sind, streng unterteilt nach „Vii“ und „Morti“. Hier bekommt jeder seine Kerze.
Kloster Humor – was für ein Name! – besticht durch seine Innenfresken, die ältesten und opulentesten in der Region. Hier beobachte ich eine Nonne, wie sie auf eine Holzlatte schlägt und dadurch monotone Laute erzeugt. Damit sollen zu bestimmten Uhrzeiten die Bewohner an ihre Pflichten erinnert werden.
Auch wir erinnern uns an unsere Pflicht, ein paar Tage am Meer einzuschieben. Bevor es soweit ist, besuchen wir das noch sehr ursprüngliche Donaudelta. Die idyllische Pension Sharaiman in Dunavatu de Jos, einem kleinen Ort im Delta und noch ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte, ist dafür genau das Richtige. Zwar kann man in den dschungelartigen Seitenarmen der Donau nicht einfach ins Wasser springen, doch dafür gibt es den Hotelpool.
Gegen Abend zeigt der Tag sein schönstes Gesicht. Sanfte Farben hüllen die Landschaft ein. Ein kleines Boot mit Außenbordmotor ermöglicht uns, in die verschlungenen Seitenarme vorzudringen. Was für ein schöner Spätnachmittag! Ruhe, Beschaulichkeit und pure Idylle auf dem Wasser. Kein Laut weit und breit, nur den von allen möglichen Wasservögeln.
Rumänisches Ibiza
Der Badeort Vama Veche an der südlichen Schwarzmeerküste ist eine Enttäuschung. Als Geheimtipp und als rumänisches Ibiza gepriesen, erwarteten wir ein unverfälschtes und romantisches Strandstädtchen ungleich der Bettenburgen weiter nördlich. Von wegen! Der Müll der Wochenendbesucher türmt sich in beachtlichen Höhen, auch am Strand.
Apropos Müll: Bis jetzt bin ich angetan von der Sauberkeit auf den Straßen und sogar in den Städten. Keine Plastikflaschen, keine Plastiktüten, die, wie ich es von anderen südlichen Ländern kenne, achtlos weggeworfen werden. Dazu gerade auf dem Land gepflegte, wenn auch noch so einfache und ärmliche Häuschen, die meisten mit üppig blühenden Blumen an den Fenstern und in den Gärten. Hat was von Landromantik!