Es ist wie es ist. Von den rund eine Million Besuchern, die jährlich die Chalkidiki-Halbinsel im Norden Griechenlands besuchen, haben nur Männer Zugang zu dem heiligen Berg Athos. Vor rund 1.000 Jahren siedelten sich hier die ersten Mönche an. Und sie waren es, die bestimmten, dass weder Frauen noch weibliche Tiere jemals Zugang zu ihnen haben werden. Und es wird wohl auch so bleiben in der autonomen Klosterrepublik am östlichen Finger der Halbinsel in der Nähe von Thessaloniki. Ein paar schwarzgekleidete bärtige Mönche eilen von der Schiffsanlegestelle in Ouranoupoli in die umliegenden Geschäfte. Hier werden Ikonenbilder verkauft, die von ihnen in Handarbeit erstellt werden – Made in Mount Athos. Begehrt sind sie vor allem bei Russen, Bulgaren, Rumänen und all jenen, die dem orthodoxen Glauben angehören.

Das Gelände des Heiligen Berges ist nur mit dem Schiff zugängig. Wer es auf anderen Wegen betritt, wird verhaftet.
Aris Tamvakis hat das Geschäft mit den Ikonen vom Vater übernommen. Er zeigt auf die byzantinischen Kunstwerke. „Die goldenen Ikonen beziehen wir direkt von den Mönchen. Sie werden aus Oliven- und Teebaumholz gemacht.“ Die Herstellungsdauer sei dabei ganz unterschiedlich, sie variiere von einer Woche bis zu einem Monat. Die silbernen Ikonen auf dem Regal seien jedoch viel preisgünstiger. „Das ist Fabrikware“, sagt Tamvakis. Allerdings werden die Ikonen, die in Handarbeit in den Klöstern entstehen, von den Gläubigen bevorzugt. Kollege Yannis Antonakis arbeitet schon in zweiter Generation im Laden gegenüber. Nachdem er vier Jahre Kunst und Restauration an der Universität von Thessaloniki studiert hat, sei er auf den Berg gegangen. „Dort oben habe ich Ikonen, aber auch Freskos restauriert.“ Insgesamt gibt es auf dem heiligen Berg 20 Großklöster, davon zwölf mit eigenem Weinanbau und weitere 12 Skiten – Siedlungsformen, die vom Mutterkloster abhängen.
Strenges Klosterleben
Rund 2300 Möche leben auf dem Berg nach dem alten julianischen Kalender mit seiner byzantinischen Zeiteinteilung. Streng nach den Regeln des Klosters: Täglich acht Stunden Arbeit, acht Stunden gemeinschaftliches und persönliches Gebet sowie acht Stunden Schlaf. Ihren Lebensstil finanzieren sie hauptsächlich aus der Holzgewinnung und durch die Einnahmen aus ihren Besitztümern. Und vom Wein. Der Kreml in Moskau ist Stammkunde. Die Flasche nicht unter 180 Euro. Präsident Wladimir Putin lässt jedes Jahr liefern, mindestens 2000 Stück. Fünf Jahre lagert der gute Tropfen zuvor im Barrique-Fass, erst dann darf er den Titel „offizieller Kreml-Wein“ sowie das Wappen auf dem Etikett tragen. Auch andere Weine, wie der trockene rote Kormilitsa, der Metochi Chromitsa oder der Agathon, sind erwähnenswert.
An der Anlegestelle des kleinen Ortes wartet Kapitän George Rodokalakis auf die Abfahrt seines Schiffes. Täglich fährt er mit Touristen am Berg entlang. In der Ferne ziehen die Klöster vorbei und ergeben einen ersten Eindruck – auch für Frauen. Einen Sicherheitsabstand von 500 Meter muss das Boot einhalten. Rodokalakis hat einen sehr persönlichen Bezug zum Berg. „Drei Jahre besuchte ich die Mönchsschule Athoniada Akademi. Dann musste ich mich entscheiden, was ich werden möchte“, sagt er heute. Schließlich sei er doch zur See gefahren, der Familie zuliebe. „Obwohl ich das Klosterleben sehr zu schätzen gelernt habe.“ Es war die Sehnsucht nach dem Meer. „Schon mein Vater war Kapitän. Die drei Schiffe habe ich von ihm übernommen“, sagt er stolz. Heute ist er verheiratet, hat zwei Kinder und lebt auf der vorgelagerten Insel Ammouliani als einer von 600 Einwohnern.Die Wirtschaftskrise und das Debakel um den Euro haben auch ihm zugesetzt. Die Schuld gibt er den Politikern, die viele Fehler gemacht hätten. Und den Kreditkarten, mit denen alles so einfach war. „Damit konnte sich doch jeder Häuser und teure Autos leisten. Die Banken haben das Geld gegeben, auch ohne Sicherheiten“, zieht er Fazit. Noch kommen die Touristen. Und das ist gut so. „Ich arbeite viel, mehr als alle anderen. Denn ich will meine Schiffe behalten. Doch hier ist sogar Bürokratie teuer. Für jedes Papier, jedes Dokument muss man zahlen.“ George Rodokalakis schüttelt den Kopf.
Reliquien werden aufs Schiff gebracht
Und dann erzählt er von Putins Ehefrau Ljudmila, die vor drei Jahren auf seinem Schiff war. Und von all den anderen Frauen aus den östlichen Ländern, für die der Berg der Inbegriff der Heiligkeit ist. „Jede Woche einmal kommen Mönche aufs Schiff. Sie bringen Reliquien und zeigen sie den Frauen. In goldenen Urnen transportieren sie Knochen, Finger oder den Kopf eines Heiligen, dazu Myrrhe und Ikonen. So haben auch die Frauen einen kleinen Anteil an dem, was Männer auf dem Berg erwartet.“ Er deutet in die Ferne. „Das ist das Kloster Agia Anna. Es besitzt Reliquien von Jesus Christus – einen Teil seines Dornenkranzes und ein Stück vom Grabtuch.“ Heute leben noch 65 Mönche in den heiligen Mauern. Sie beschäftigen sich mit Malen und Holzschnitzen, Landwirtschaft und Fischfang.
Viele der Mönche sind sehr alt. „Das liegt an der gesunden Klosterküche“, betont TV-Köchin Jotta Mitsiou-Polychronidou.
Sie schwört auf die frischen Zutaten aus den Gärten der Mönche. „Dazu nur Meeresfrüchte und Fisch, kein Fleisch“, sagt die Tochter griechischer Gastarbeiter. In Bochum geboren hat sie daher einen besonderen Bezug zu Deutschland. Am liebsten kocht sie für deutsche Gäste in verschiedenen Hotels an der Küste, wie dem Alexandros Palace in Ouranoupoli. Und einen Tipp wie man bestes Olivenöl erkennt, hat sie immer parat.
Ich habe bereits viel von dem Berg Athos gehört und hatte auch Bekannte, die dort regelmäßig hinfuhren. Daher ist Dein aktueller Bericht sehr interessant für mich. Danke.
Freut mich, liebe Leonie. Dir und Lasko eine schöne Woche!