Das Global Media Forum der Deutschen Welle (DW) im ehemalige Plenarsaal des Deutschen Bundestags in Bonn mit 2.000 Teilnehmern aus 110 Ländern. Drei Tage lang drehte sich alles um „Medien, Freiheit, Werte“. Ich war dabei. Und fand es super interessant. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, meiner Meinung nach.
„Gerade in Zeiten beständig wachsender Informationsmengen im Netz brauchen wir im weltweiten Zusammenleben Debatten um Werte und Orientierung, die unser politisches Denken, Reden und Handeln bestimmen.“ Das sagte Bundespräsident Joachim Gauck in einer Video-Grußbotschaft zur Eröffnung am 13. Juni 2016. „Nie gab es so viele Möglichkeiten zur Information wie heute. Wir sehen aber auch, dass damit zugleich die Möglichkeiten zur Manipulation und zur Desinformation wachsen – und diese von vielen auch skrupellos ausgenutzt werden.“
Umso mehr komme es darauf an, dass man „bewährten Medien, die zu Markenzeichen verlässlichen Journalismus geworden sind, auch weiterhin vertrauen kann. Und dass diese weiterhin unbestechlich, tatsachenorientiert und seriös berichten“, so der Bundespräsident. Gauck bestärkte die Teilnehmer darin, „sich eine eigene Meinung zu bilden und diese auch unerschrocken zu vertreten“.
Wirkliche Freiheit gibt es nur mit freien Medien. Das wird aber auch in Nachbarländern zunehmend infrage gestellt. Medien müssen vor politischem Einfluss stärker geschützt werden“, betonte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles.
Die SPD-Politikerin griff in ihrer Rede das Thema des internationalen Medienkongresses auf: „Medien. Freiheit. Werte.“ Politische Macht beschneide die Freiheit von Journalistinnen und Journalisten und den freien Zugang zu Medien. „Und da zeige ich mit dem Finger nicht nur auf andere. Wir müssen auch im eigenen Land Partei für die Pressefreiheit ergreifen.“ Nahles verwies auf Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen, wonach Deutschland in der Rangliste der Pressefreiheit unter 180 Ländern von Platz 4 auf Platz 16 zurückgefallen sei. „Werte sind nicht nur für Journalisten, sondern auch für Politiker Grundvoraussetzung für Glaubwürdigkeit“, sagte Nahles. Sie appellierte an die Journalisten, „Haltung zu zeigen, statt in Zynismus zu verfallen“.
„Sechs von sieben Menschen leben in Ländern ohne freie Medien. Das ist ein alarmierendes Hindernis für die globale Entwicklung“, ergänzte Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Silberhorn plädierte in Bonn für eine stärkere Einbindung der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Medien, da „Regierungen allein nicht das Ziel einer stärker von Gerechtigkeit geprägten Welt erreichen können“. Im digitalen Zeitalter könne das Internet dabei eine immer wichtigere Rolle spielen, zumal „schon heute die meisten Nutzer in Entwicklungsländern leben und vom Informationsaustausch profitieren“. Silberhorn verwies auf Projekte in rund 70 Ländern, darunter Uganda, Kenia und Indien, die sein Ministerium unterstütze. Eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der teilweise online-gestützten Projekte sei ein freier Zugang „mit starken partizipativen Möglichkeiten, einem wirklich freien Ideen- und Informationsaustausch“.
Mehr als 2.300 Beiträge waren für den 14 Sprachen umfassenden Wettbewerb „The Bobs – Best of Online Activism 2016“ eingereicht worden. Die Deutsche Welle hat im Rahmen ihres Wettbewerbs international herausragende Online-Aktivisten und -Projekte ausgezeichnet. „Die Gewinner verdienen die Auszeichnung, denn sie führen einen mutigen Kampf für Menschenrechte“, sagte Gerda Meuer, Programmdirektorin der DW, vor rund 300 Gästen bei der Preisverleihung.
Der ägyptische Polit-Satiriker Bassem Youssef und die kubanische Menschenrechtsaktivistin Yoani Sánchez überreichten die Preise an die Gewinner aus Bangladesch, Iran, Deutschland und Indien. In der Kategorie „Citizen Journalism“ gewann der Blog „Razor’s Edge“ aus Bangladesch. Die Dokumentation des 35-jährigen Filmemachers Nastiker Dharmakatha beleuchtet die Situation atheistischer Blogger in Bangladesch.
Hochrangige Politiker unterstützen die brutalen Morde an Aktivisten durch islamistische Milizen. Die Lage für Netzaktivisten habe sich „weiter dramatisch verschlechtert“, so ein Betroffener in Bonn. Allein in diesem Jahr habe es vier tödliche Angriffe gegeben. Säkulare Aktivisten, Schriftsteller, Blogger, Lehrer und Angehörige von Minderheiten seien „nirgendwo mehr sicher“.
In der Kategorie „Tech for Good“ wurde die App „Gershad“ aus Iran ausgezeichnet. Die App verzeichnet die aktuellen Aufenthaltsorte der iranischen Sittenpolizei und dient als Frühwarnsystem, um ihr aus dem Weg gehen zu können. Gershad sei mehr als eine Crowdsourcing-App. Sie sei auch „der Beginn eines Dialogs über die willkürlichen Praktiken der Sittenpolizei und über die dringende Notwendigkeit, die Bürgerrechte in Iran zu stärken“.
Die indische Kampagne Stop Acid Attacks wurde in der Kategorie „Social Change“ ausgezeichnet. Die Aktion wendet sich gegen die in Indien verbreiteten Säureattacken gegen Frauen und schlage „eine Brücke zwischen der Gesellschaft und den Opfern, die sich zumeist vollständig isolieren und in Einsamkeit leben“, so die Jury.
Eine weitere Auszeichnung ging an die deutsche Initiative „Zentrum für Politische Schönheit“ (Kategorie: „Arts and Culture“). Die politische Aktionskunst „will aufrütteln und zum Widerstand aufrufen“. Mit dem Projekt „Die Toten kommen“ protestierten die Organisatoren 2015 gegen die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik und erinnerten an die Menschen, die auf ihrer Flucht an den Außengrenzen Europas sterben.
Der Freedom of Speech Award der DW erhielt Sedat Ergin, der Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Hürriyet. Bei der Preisverleihung sagte Ergin, Vorfälle in Bezug auf die Meinungsfreiheit gebe es „auch in Ländern, die vorgeben, Demokratien zu sein. Der europäische Kontinent ist nicht länger immun gegen diese autoritäre Tendenz.“ In seiner Laudatio für Preisträger Ergin sagte der Journalist und Herausgeber der Bild-Zeitung Kai Diekmann: „Die Pressefreiheit ist ein wertvolles und edles Gut. Wir dürfen nicht nachlassen, die furchtbare Situation der Pressefreiheit in der Türkei anzusprechen.“
Warten wir es also mal ab, ob die Medien-Welt wirklich besser wird!
Medien und Vertrauen bekomme ich leider immer nur in Verbindung mit traditionellen Verlagen in Einklang. Ein heikles Thema, viele Interessen, Lobbyisten und Glaube bzw. Irrglaube sowie das Verlangen der erste zu sein und seinen Post eventuell nicht genügend recherchiert zu haben…. Ach ein abendfüllendes Thema.
Und mit der Wahrheit verhält es sich meiner Meinung nach wie mit Normalität…
https://issoundnichtanders.wordpress.com/2016/06/26/normalitaets-theorie/
Danke Dir für Deinen Bericht!
Patrick
Ich spiele da auf das Thema Betrachtungswinkel und Sicht des Ganzen zu ubterschiedliche Zeiten an…