Johann Weiss liebt Lederhosen. Und die am besten täglich. Und Kräuter. Wildkräuter. Am liebsten die nicht giftigen. Die, die man gourmettechnisch verwerten kann. Und die er am liebsten selbst anbaut. Und dann gibt es noch seine Frau, die Annemarie. Die leidenschaftlich gerne kocht. Und Paula, eine strubbelige charmante Bearded Collie-Hündin. Das Ergebnis ist der Steinschalerhof in Warth, ein Wildkräuterhotel, zwischen dem österrreichischen St. Pölten und dem Ötscher Nationalpark gelegen. Und es gibt noch eine Besonderheit. Das Hotel ist am beqemsten mit der Mariazellerbahn erreichbar. Haltestelle: Steinschal-Tradigist. Den Zug gibt es seit 1898. Natürlich jetzt ganz modern und auf die Bedürfnisse der Reisenden zugeschnitten.
Johann Weiss hat seine eigene Philosophie: Nachhaltig und Gesund. Sein Elternhaus, einen Bauernhof, hat er Anfang der 1990er Jahre in ein Naturhotel umgebaut. Die Landwirtschaft hat ihn von klein auf geprägt. „Mit den Wildkräutern mache ich unseren Bauern keine Konkurrenz, alle Zutaten für die Küche werden regional gekauft“, sagt er. Er spricht von seinem „guten Bezug zur Erde“ und auch davon, dass der Vater früh gestorben sei, und er von klein auf im Betrieb mit anpacken musste.
Wann immer die Hotelgäste mögen, können sie die nahen Naturgärten besuchen. Hier gibt es über 1.000 verschiedene Pflanzen. „Wir planen regelmäßig eine neue Speisekarte. Sie gibt uns vor, welche Kräuter aus den Gärten geholt werden.“ Kräuter anfassen, riechen, weitergehen. Ein Erlebnis der besonderen Art. Ein wildromantischer See tut sich auf, lädt zum Verweilen auf einer der alten Holzbänke ein. „Hier ist Bieber-Territorium“, verrät Weiss. Man muss sich nur ein wenig in Geduld üben.
Zurück im Hotel begrüßt uns Paula. Sie managt die vierbeinigen Gäste. Die sind sehr willkommen und dürfen auch mit ins Hotelrestaurant. Und natürlich in den Garten. Annemarie Weiss lädt zur Kochvorführung ein. Das kommt häufig vor. Heute sind Brennesselblätter im Backteig angesagt. Süß oder deftig. Je nach Gusto. „Unsere Rezeptsammlung bewegt sich im vierstelligen Bereich“, ergänzt Weiss.
Für die Gäste gibt es verschiedene Arrangements: Erholung und Wandern im nahen Ötscher-Nationalpark, Essen mit Genuss oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Dazu Seminare rund um das Thema Nachhaltigkeit. Die Zimmer sind im alpenländischen Stil, rustikal, gemütlich.
Und die Vierbeiner kommen auch nicht zu kurz. Hündin Paula sorgt für eine garantiert böllerfreie Silvesterfeier. Das lieben die Fellnasen, und wenn es denen gut geht, freuen sich auch Frauchen und Herrchen.
Exkurs: Was sind denn um Gotteswillen Dirndl?

Ein Dirndl-Strauch.
Zuerst haben mich die Dirndl schon sehr verwirrt. Nein, es geht dabei nicht um die spezielle Kleidung, die mittlerweile jede modebewusste Frau im Schrank haben sollte (außer mir!!). Sondern um eine ganz spezielle Frucht, lateinisch Cornus mas oder besser bekannt als gelber Hartriegel. Die gelben bis schwarzroten Früchte finden sich im ganzen Pielachtal an großen Sträuchern und werden geerntet und verarbeitet zu Spezialitäten wie Saft, Marmelade, Likör, Schnaps und Chutney. Sogar Schmuck und Holzknöpfe entstehen aus Dirndln.
Fotos: Enric Boixadós
Der Aufenthalt wurde unterstützt von Mostviertel Tourismus Österreich.