Gestern fand ich ihn wieder. In den Untiefen meines Wandschrankes. Das grüne Ungetüm mit den vielen aufgenähten Stickern ferner Urlaubsziele: Granada, Kufstein, Bordeaux, Portugal, Formentera, Paris. Wie viele lange Abende saß ich doch mit der Nähnadel in der Hand da und bearbeitete den festen Tuchstoff. Ich erinnere mich auch daran, wie oft ich mir dabei in den Finger stach.
Und nun, ganz plötzlich, halte ich ihn wieder in den Händen: Meinen Seesack! Den mit den vielen bunten Abzeichen. Um abzuhauen? Nein, um die Erinnerungen zu bewahren. An früher! Ich denke an die mondlosen Nächte auf den Campingplätzen zurück; der Seesack irgendwo ganz hinten im Zelt verstaut. An die Morgen, an denen ich diesen Sack verfluchte, weil die Unterwäsche und die Seife ganz unten verstaut waren.
Aber missen mochte ich ihn trotzdem keinen Moment! Ich fühlte mich immer so wunderbar, wenn ich ihn mir lässig über die Schulter warf, mal mehr, mal weniger ausgebeult. Weil es dann immer auch losging, in die Ferne, ins Unbekannte. Früher mit einer bunten Jugendgruppe von der Kirchengemeinde oder als Halbstarke mit dem CVJM, später dann auch schon mal allein oder mit einer Freundin auf Städtereise. Wenn er nur erzählen könnte …
Die trägen, heißen Sommer meiner Kindheit und Jugend, sie werden nie zurückkehren. Was bleibt, ist die Erinnerung, so lebhaft und intensiv, als könnte man alles noch einmal erleben, als wäre alles zum Greifen nah. Ein Versprechen, das sich nie mehr einlösen lässt.
Danke, Seesack! Für die Momente der Erinnerung …
Sehr schön geschrieben, liebe Sabine. Ich freue mich schon sehr auf heute Abend in Castelldefels. Herzliche Grüsse, Jenni
Ich auch, liebe Jenni. Bin vorher zu einem Pica Pica im Haus nebenan! 😄 Bis später, 20 h, im Tiburon!