
Wer ist schon mit seinem Aussehen immer zufrieden? Ich zumindest nicht. Foto: Nicola Mesken
Wer ist schon mit seinem Körper zufrieden? Ich nicht! Zumindest nicht uneingeschränkt. Ich denke, es geht vielen von uns so. Besonders uns Frauen. Der Bauchspeck, die neue Falte, die Schlupflieder, die Krampfadern und die kräftigen Oberarme. Hmmm! So ist es halt mal. Nein, so ist es nicht.
Unser Körper ist unsere Heimat. Punktum. Das ist mir bewusst geworden. Und dass wir nur diesen einen Körper haben, dem wir zumindest ein bisschen Liebe und Aufmerksamkeit schenken sollten.
Woher ich nun diese Erkenntnisse ziehe? In der Tat, es war ein Film, den ich mir gestern angesehen habe. Im Kino. In einem gut gefüllten Saal, die meisten Zuschauer waren Frauen.
Gehört habe ich schon länger von „Embrace. Du bist schön.“ Es ist das sehr ehrgeizige Projekt der Australierin Taryn Brumfitt, die ein „Vorher-Nachher-Foto“ von sich auf Facebook postete und damit die Lawine ins Rollen brachte. Denn ihr „Vorher-Foto“ war augenscheinlich schmeichelnder als ihr „Nachher-Foto“. Doch was brachte das alles, wenn ihr Weg zum Vorher-Foto ein sehr schmerzhafter war, der ihr jegliches Glücksgefühl raubte.
Daraus ist nun ein beeindruckender Dokumentarfilm geworden, der nicht nur Taryns Geschichte erzählt, sondern die vieler Frauen auf unserer Welt. Taryn ist für ihre Interviews und Dokumentationen um die Welt gereist. Und sie hat viele Frauen kennengelernt. Frauen, die verzweifelt waren und wieder Zuversicht und Hoffnung gefunden haben. Oder auch nicht.
Es sind bewegende Zeugnisse, die über die Kinoleinwand hinweg direkt in unser Herz gelangen. Uns zum Nachdenken anregen. Eine Frau, die wegen eines Gen-Defektes beeinträchtigt ist und sich umbringen wollte, macht eine bewegende Aussage:
„Als es soweit war und ich mich umbringen wollte, dachte ich noch einmal nach: Warum sollte ich nicht die negativen Gedanken, die mich und meinen Körper betreffen, in positive umwandeln. Warum nicht?“
Und heute ist sie mit ihrer „Besonderheit“ zu einem gefragten Model geworden. Ein Model, das auf Einschränkungen und Behinderungen aufmerksam macht. Im positiven Sinne. Denn genau davon erzählt dieser Film. Von den scheinbar Benachteiligten in unserer Gesellschaft, die es geschafft haben, zu sich selbst und ihren Körper zurückzufinden. Und ganz wichtig: Zu ihm stehen. Was durchaus nicht leicht ist. Aber einen Versuch wert. Denn das kann jeder schaffen: Sich annehmen und lieben lernen.
Schaut Euch diesen Film an. Er ist so wichtig.
Hier geht’s zum Trailer.
Heute abend (12. Mai 2017, ab 19 Uhr) gibt es dazu eine Live-Diskussion auf Facebook.
Mit dabei Schauspielerin Nora Tschirner, die Executive Producerin des Films.
Und weil es doch Nachfragen gab. Hier könnt Ihr den Film bestellen. Denn er lief tatsächlich nur an einem Tag. Schätzungsweise morgen habt Ihr dann die DVD rechtzeitig zum Wochenende.
Wer von Euch hat den Film auch gesehen? Berichtet doch mal, wie er oder die Diskussion Euch beeinflusst hat! Ich freue mich auf Eure Beiträge.
Leider habe ich den Film nicht gesehen, obwohl er mich sehr interessiert. Ich hoffe, dies nachholen zu können.
Wenn jeder von uns wirklich lernen würde, sich und seinen Körper so anzunehmen, wie man ist, ob dick, oder dünn, faltig oder auch nicht, würde die Welt viel schöner aussehen! 😉 Ja, das ist meine Meinung. Ich mag nicht mehr diese „monoforme“ Welt sehen, in der jeder Mensch, dem anderen versucht zu gleichen, ich mag keine Geschäfte mehr, in denen man „blöd“ angeschaut wird, nur weil man nicht Konfektionsgröße „0“ hat… Es geht hier wirklich um Selbstakzeptanz und darum akzeptiert und vor allen Dingen respektiert zu werden, für das, was man ist und wie man ist. Es ist schwer, sich diesem teuflichen Kreislauf zu entziehen, wenn man seit Kindesjahren damit leben musste, mit dem Spießruten-Lauf, weil man eben etwas anders ist, wie die anderen. Leider hört der Spießruten-Lauf, wenn man älter ist, nicht auf. Dies hinterlässt Narben und Spuren, die man nun versucht, zu „retouschieren“, was nicht ganz einfach ist. Aber hey: Die Erkenntnis kommt mit dem Alter: Ich bin, wer ich bin! Ich liebe mich so, wie ich bin und werde mich nie mehr für niemanden verbiegen 😉 In diesem Sinne, umarme ich mich und Dich und alle anderen!
Danke für diesen Beitrag!
Lieben Gruß, Emmi
Emmi, was für ein toller Beitrag. Vielen Dank. Herzliche Umarmung zurück. Ich habe meinen Artikel ergänzt. Du kannst die DVD über den Link bestellen. Dann hast Du sie rechtzeitig zum Wochenende.
LG
Sabine
Danke, Sabine 😉
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende 😉
LG, Emmi
Unsere Welt des ständigen Optimierungswahns, des ständig vergleichenden Bewertens… Ein Mangel an Demut, ein Mangel an Dankbarkeit für das, was man ist, für seinen unvergleichlichen Körper, für das Geschenk des Lebens! Wollen wir alle genormt durch das Leben gehen, weil wir zu feige sind zu unserer Andersartigkeit zu stehen? Haben wir keine eigene Meinung zum Älterwerden?
Wollen wir alle angepasst an die Ideale der Schönheitsindustrie, der Werbung, der Filmindustrie sein?
Mir sind diese ganzen Werbebilder so was wie über! Ich will das Leben sehen und das besteht aus Falten, grauen Haaren und dick und klein und groß und dünn. Vielfalt! Es liegt an jedem einzelnen von uns, sich seinem Selbstwert bewusst zu sein und es zu verteidigen! Es ist keine Selbstliebe, ständig an sich rumzumäkeln, an Dingen, die sowieso oft nicht zu ändern sind. Diese ganze Energie sollten wir in wiklich sinnvolle Dinge stecken. Was habe ich heute getan, damit es in meiner Welt ein Stück menschlicher geworden ist? Wir alle werden alt und verwelken. Aber ein Mensch mit inneren Werten, die er auch für andere sichtbar macht, ist eine wahrhaft strahlende Person. Ich liebe diese Menschen!!
Simone, damit hast Du vollkommen Recht. Aber es liegt auch einfach an uns, sich dieser Diktatur zu beugen oder eben nicht. Da geht es viel um eine gesellschaftliche Bewusstseinsveränderung. Und die Gesellschaft sind nun eben mal wir. Danke für diesen tollen Beitrag.
Hab ein schönes Wochenende.
Sabine