Vom Straßenhund zum Jetsetter – Brads Geschichte
Es war einer dieser Tage, die man schicksalhaft nennen kann. Anfang November 2017 besuchte ich Guanajuato in Zentral-Mexiko, um dort das außergewöhnliche Fest zum Tag der Toten zu erleben. Nach einem langen Spaziergang durch die koloniale Altstadt blieb ich an der Calle Juan Valley stehen, wo sich auch die Diego Rivera-Statue und das gleichnamige Museum befinden.
Wenn ich reise, begegne ich vielen Straßenhunden. Ich spreche sie oft an, um so etwas mehr über sie erfahren zu können. Manchmal gelingt es mir sogar. Die meisten reagieren interessiert. An diesem Tag sah ich einen Mischlingshund auf mich zukommen. Auch ihn sprach ich an. Er ähnelte einem Schnauzer und war ganz verstaubt. Er blieb stehen und sah mich mit seinen tiefschwarzen Knopfaugen an. Die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Ich nahm ihn auf und streichelte ihn. Er drückte sich ganz fest an mich. Ich setzte mich auf eine Bank, den Hund hatte ich auf meinem Schoß, streichelte ihn und konnte unter seinem Fell die Rippen zählen.
Ein junger Mann kam angerannt und fragte, ob ich ihn adoptieren möchte. Ich antwortete, dass das nicht ginge, ich sei auf Reisen, käme aus Deutschland. Ein weiterer Mann kam dazu. Es war der Portier eines nahen Hotels. Er meinte zu mir, dass sein Kollege und er so sehr nach jemanden suchen, der den Hund doch mitnehmen möge. Sie hätten ihn vor ein paar Wochen aufgesammelt, als er vor dem Hotel auf der Straße saß.
Er hätte einen guten Charakter und es nicht verdient, auf der Straße zu leben. Man nannte ihn „Sevino“, was soviel bedeute wie „Der Angekommene“. Hinzu käme, dass es immer noch Hundefänger gibt, die Straßentiere einfangen. Falls sich keine Besitzer melden, werden die Vierbeiner nach einer Woche getötet. Und diesen staubigen Hund, den ich gerade auf dem Arm hielt, hätte wohl niemand als sein Eigentum bezeichnen wollen.
Ja, ich hielt das Fellknäuel immer noch. Ich folgte den beiden Männern zum Hotel. Dort, in einer Ecke hinter der Rezeption, hatte man für den Hund ein Stück Pappkarton hingelegt, sowie Futter und Wasser aufgestellt. Ich setzte ihn ab und kehrte um.
Der Hund rannte mir nach, wollte verhindern, dass ich gehe. Ich nahm ihn auf und brachte ihn zurück, setzte ihn wieder auf seinen Karton. Wieder rannte er mir nach. Schließlich drückte ich ihn in die Arme des Portiers und ging meines Weges. Das war meine erste und wohl auch meine entscheidende Begegnung mit dem wuscheligen Kerl.
Ich musste die darauf folgende Nacht immer an ihn denken.
Es war mir schon einmal so ergangen, in Rumänien, als ein an der Autobahn ausgesetzter Retriever in meine Arme rannte und ich ihn nicht mitnehmen konnte, da wir Gaston bereits an Bord hatten und der sich lautstark gegen einen Neuankömmling wehrte. Bereut habe ich es nach ein paar Kilometern, doch als wir an die Stelle zurückkehrten, wo wir den Retriever zuletzt sahen, war er nicht mehr da. Ich habe es bis heute bereut, ihn bei unserer ersten Begegnung zurückgelassen zu haben.
Und nun gab es diese kleine Kreatur in Mexiko. Am nächsten Morgen stand mein Entschluss fest: Wir nehmen ihn mit! In drei Stunden musste alles erledigt sein, denn wir flogen an dem Tag weiter nach Baja California Sur. Ich fragte bei Calafia Airlines an, ob ich einen Hund mitnehmen könnte. Alles kein Problem. Doch er brauchte eine Flugbox und ein Gesundheitszeugnis.
Auf zum Tierarzt. Was für ein Glück hatten wir, dass es neben der Praxis einen Hundesalon wie auch ein Geschäft gab, in dem man Flugboxen und Leinen kaufen konnte. Sehr praktisch! Besonders wenn man auf die Schnelle einen Straßenhund mitnehmen will!
Und so kam es, dass wir innerhalb von zwei Stunden einen neuen Hund hatten. Vom Straßenhund zum Jetsetter! Frisch gewaschen, geföhnt, versehen mit den nötigen Untersuchungen und ausstaffiert mit Geschirr, Leine, Kauknochen und Flugbox riefen wir ein Taxi. Ab zum Flughafen. Und einen Namen bekam er auch: Brad! So wie Brad Pitt! Weil er so schön ist! Und ganz einfach zu merken.
Das Abenteuer mit Brad, dem Straßenhund, nahm seinen Anfang. Bis heute haben wir es nicht bereut.
Deshalb gibt es ab heute hier auch eine neue Rubrik: Brad, der Straßenhund. Denn es werden weitere Geschichten mit und um Brad folgen. Er wird in Zukunft mein Web-Magazin sl4lifestyle mit seinen Abenteuern bereichern! Freut Euch einfach schon mal drauf!
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr Brad schon mal auf Instagram folgen: @bradthestreetdog
Da gibt es bereits viele Fotos, die auch von den Anfängen erzählen.
Herzlich Willkommen, kleiner Brad, in Deiner neuen Welt!
Fotos: Inge Schröder (6)
Ich kann mich gerade gar nicht bremsen, liebe Sabine!
Brad sieht genauso aus wie unser Milow, der Hund meiner Eltern! Ich bin begeistert!
Unser Milow hatte es auch nicht einfach, da in Ungarn, wo er geboren wurde. Über den Tierschutz haben wir ihn bekommen – mit zahlreichen Narben und verängstigt, gerade Mal 7 Monate jung.
Er ist jetzt 4 Jahre alt und klebt meinen Eltern regelrecht am Leib, so dankbar ist er ihnen.
Ich freue mich auf Brads Geschichten 🙂
Wie schön, liebe Su-shi. Ich glaube, Brad sieht so aus wie einige Hunde auf unserem Planeten!!! Er muss noch erzogen werden, hat noch dieses Welpen-Gen in sich! Er ist wohl kaum älter als ein Jahr. Brad grüßt Willow und wird Euch weiter mit seinen Geschichten erheitern …
Alles Gute, viel Glück!
Milow grüßt zurück 😊
Wie schön, da freue ich mich aber sehr! Und dann noch so einen knuffigen. Bin gespannt auf deine, nein, eher seine Geschichten ❤ Liebe Grüße
Na, die wird weitergehen! So wie er drauf ist, steckt in ihm jede Menge Potenzial. Freue mich, Andrea, dass Du dann dabei bist.
Alles Gute, Dir eine schöne Woche!
Das mit dem Potenzial sieht man schon 🙂 ich freue mich auf Lümmelgeschichten, auch die peinlichen bitte! Hab einen schönen Abend
Machen wir gern, liebe Andrea! Noch diese Woche!
So, Andrea, die erste Lümmel-Geschichte ist online! Viel Spaß!
Traumhaft, er hat Dich ausgesucht!
Match made in heaven, da hatte bestimmt Gaston seine Pfoten im Spiel! 🐾❤️
Ganz bestimmt, liebe Anja! Bald mehr von Brad und seinen Abenteuern! Liebe Grüße!
Wir haben in Mexiko auch einen Hund adoptiert. Und der hat sogar einen Auftritt in meinem neuen Buch, das gerade erschienen ist! Ich erlaube mir, Ihnen den Link zu meinem Blog zu schicken, wo demnächst auch ein paar Bilder zu sehen sein werden: http://www.in-mexiko.de
Herzliche Grüße, auch an den perrito!
Danke. Ich werde mir das Buch mal ansehen. Vielleicht passt es ja auch für eine Besprechung!
Gott eine Knutschkugel…verliebt…
… aber auch ein Teufelchen! Manchmal! 😝