Liebe, Literatur, Leid: Arthur Schnitzlers letzte Lebensjahre

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Volker Hage gehört zu den großen Literaturkritikern unseres Landes. Seine journalistische Laufbahn begann er als Kulturredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, danach arbeitete er als Literaturchef der Zeit und später des Spiegel. Er schrieb Titelgeschichten über Friedrich Schiller, Franz Kafka, Thomas Mann, Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki und ist Autor biographischer Werke über Max Frisch, Walter Kempowski, Philip Roth, John Updike und andere. Darüber hinaus lehrte er als Gastprofessor an deutschen und amerikanischen Universitäten.

Jetzt hat er sich dem Leben und Werk Arthur Schnitzlers angenommen. Jenes Schriftstellers, der als einer der bedeutendsten Autoren der modernen deutschsprachigen Literatur gilt. Intensiv hat er die Tagebücher Schnitzlers wie auch zahlreiche Zeitdokumente studiert. Sein biografischer Roman zeichnet ein eindrückliches und intimes Porträt des Erfolgsschriftstellers, dessen letzte Jahre von Unsicherheiten und widersprüchlichen Gefühlen geprägt waren: Vom Glück der späten Liebe ebenso wie von tiefer Trauer und Melancholie. Und er entwirft zugleich ein spannendes Bild des kulturellen Lebens und der Zeit am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme.

Im Rahmen der umfangreichen Recherche zu seiner Romanbiografie hatte Hage Gelegenheit, erstmals die vollständigen, bislang gesperrten Tagebücher von Lili Schnitzler einzusehen, der geliebten Tochter von Arthur Schnitzler, und daraus zu zitieren. Der Selbstmord der 18-Jährigen 1928 war stets von einem Geheimnis umhüllt. Ihr Tod trieb den Schriftsteller in die Verzweiflung und  überschattete seine letzten Lebensjahre. Aus Lilis Aufzeichnungen, die auch der Vater vor seinem Tod 1931 noch las, ergibt sich das Bild einer von Lebensgier und Lebensängsten getriebenen jungen Frau, die an der Ehe mit einem 20 Jahre älteren italienischen Milizoffizier verzweifelte, aber im Grunde nicht sterben wollte.

Volker Hage: Des Lebens fünfter Akt, 320 Seiten, 20 Euro.

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