Bukarest
Diktatur, Ceaușescu, Größenwahn, Armut – das waren die Attribute, die mich bis jetzt mit Rumäniens Hauptstadt verbanden. Vor knapp 25 Jahren fanden hier Ereignisse statt, die sich für immer in die rumänische Geschichte einbrannten. Nach 1989 war Rumänien das wirtschaftliche Schlusslicht in Europa.
In Bukarest liegen Welten eng nebeneinander: Armselige Plattenbauten in den Vororten, prunkvolle Gebäude im Zentrum, eine aufstrebende Jugend, die es mal besser haben will als ihre Eltern und viele Alte, die mit ihrer kargen Rente kaum die Stromkosten bezahlen können.
Bukarest war einst das Königreich des Diktators Nicolae Ceaușescu, den Titan der Titanen, das Genie der Karpaten, wie er sich gerne nennen ließ. Das Kind armer Bauern entwickelte sich zum brutalsten Diktator, den das Land jemals gesehen hatte. Seine gefürchtete Geheimpolizei Securitate verstärkte den Terror nur noch. Als Ceaușescu sich in den Kopf setzte, alle Verpflichtungen des hochverschuldeten Landes in den 1980er Jahren zu bezahlen, begannen die schlimmsten Hungerjahre, die die Bevölkerung je erlebt hatte.

Ceaușescu hielt hier auf dem Balkon im Dezember 1989 seine letzte Rede. Dann flohen er und seine Frau mit einem Hubschrauber.
1989 kam es zum blutigen Straßenkampf mit vielen Toten. Auch im übrigen Ostblock begannen die Mauern zu fallen. Das Volk hatte genug. „Nieder mit Ceaușescu“, skandierte es im ganzen Land. Der Diktator versprach im Dezember 1989 Lohnerhöhungen, doch das Volk glaubte ihm nicht mehr. Er und seine Frau Elena flohen im Hubschrauber nach dieser Rede, nicht wissend, dass der Pilot längst mit den Aufständischen im Bunde war. Das Ehepaar wurde verhaftet und am 25. Dezember 1989 trotz internationaler Kritik nach einem Schnellverfahren hingerichtet. Heute erinnern nur noch zwei schlichte Gräber auf einem abgelegenen Friedhof an das Schreckensregime.
Der Größenwahn eines Diktators
Heute zeugt der Parlamentspalast vom Größenwahn des einstigen Diktators. Mehrere Stadtviertel wurden platt gemacht und Tausende von Menschen umgesiedelt. 700 Architekten und 20.000 Arbeiter haben fünf Jahre lang rund um die Uhr am Gebäude gearbeitet. 3.000 Zimmer, 60 Korridore, 64 Empfangssäle, Marmor, Kronleuchter und handgearbeitete Teppiche zeugen vom Wahnsinn einer Epoche. 3,5 Milliarden Dollar an Baukosten verschlang der Palast und verstärkte das Elend der Bevölkerung. Niemand will heute mehr etwas von dem einstigen Machthaber wissen oder gar von ihm reden. So hat jedes Volk wohl seine ganz eigene Vergangenheitsbewältigung. Das beste Beispiel dafür ist Rumänien!
Wir logieren in der Villa Zorba, haben ein großes und modernes Appartement und den Pool direkt vor der Tür. Abends sorgt dann Masseur Robertino für die wohlige Entspannung. Eine Stunde Behandlung des gelernten Physiotherapeuten verscheucht die Blessuren des Tages auf einen Schlag. Und natürlich, der Preis ist unschlagbar. Bukarest bleibt mir in guter Erinnerung.
Ein wirklich beeindruckender und tiefberührender Bericht zu dem wohl der feudale Abschluss nicht passt. Grüsse, Margarit.
Liebe Margarit,
da magst Du Recht haben. Das verdeutlicht mal wieder all die Gegensätze, die man in dem Land entdecken und kennenlernen kann.
LG
Sabine