Abstecher nach Arles

L1180715 (Large) L1180693 (Large)Wir waren zu den jährlichen Fotografietagen in Arles. Was für eine schöne Stadt mit viel mediterranem Flair. Auf mich wirkt sie mehr Spanisch als Französisch. Das kommt auch daher, da sie ein altes römisches Amphitheater hat. Und genau da liegt für mich das Dilemma.

Denn dieses prächtige Theater wird als Arena für Stierkämpfe genutzt. Die Stadt lebt von ihrem Stier-Image. Und sie lebt es tatsächlich aus. Während unseres Aufenthaltes fand gerade ein Stierkampf mit 14 Bullen statt. Ich habe miterlebt, wie die Aficionados voller Begeisterung in die Arena stürmten und hörte später die typischen Paso Doble-Klänge, die so typisch für den Ablauf des Stierkampfes sind.

Stierkämpfe gehören für mich zu den abscheulichsten Traditionen der Gegenwart. Und am Nachmittag wurde ich auch noch Zeugin, wie etwa zehn Jungstiere in einen mit Holzplatten versehenen Ring geführt wurden – einer nach dem anderen – und sich männliche Teenager an ihnen ausprobieren konnten. Ja, richtig, zwar ohne Speere, doch mit genügend Mut, die gekappten Hörner der Jungbullen gegen die Planken rammen zu lassen, um sich vorher todesmutig daran hochzuziehen und in Sicherheit zu bringen.

L1180723 (Large)Gegen Abend wurde die Promenade der Stadt abgesperrt und Stiere wurden in LKWs in die Stadt gekarrt. Ähnlich wie beim berühmten Stierrennen von Pamplona hetzten die Tiere die Strasse entlang, verfolgt von Ross und Reiter. Und auf dem Place du Forum wurde gefeiert. Stierkampfanhänger mit ihren Banderas, typisch gekleidet in Weiß-Rot, feierten auf der Straße und vor den Bars zu lauter Musik, Bier und Parolen.L1180780 (Large) L1180777 (Large)

Und auch hier wie vor der Arena: Keine Anti-Taurinos, die demonstrierten! Leider!

Gibt es tatsächlich immer noch das Vorbild des Matadors? Ja, sicher, nicht nur in Spanien, sondern auch im Süden Frankreichs scheint es weit verbreitet zu sein. Pablo Picasso lebte dort ja um die Ecke und hatte den Stierkampf schon immer glorifiziert. Genau wie Ernest Hemingway und all die anderen Literaten, denen der Mythos mehr bedeutete als das Leid der Tiere.L1180734 (Large)

Ich bin sehr zwiespältig was Arles angeht. Ich tendiere nach diesem Wochenenderlebnis doch eher dazu, die Stadt von meiner Liste der wieder zu besuchenden Städte zu streichen!L1180704 (Large) L1180730 (Large) L1180726 (Large)

Über sl4lifestyle

Journalistin aus Leidenschaft, Tierschützerin mit Hingabe und neugierig auf das Leben. Ich stelle Fragen. Ich suche Antworten. Und ab und zu möchte ich die Welt ein Stückweit besser machen ... Manchmal gelingt es!
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6 Antworten zu Abstecher nach Arles

  1. Würde ich auch nicht mehr hinwollen…

  2. petrasreiseblog schreibt:

    Sind deine Aussagen im Text und zahlreiche Bilder zum gleichen Thema nicht irgendwo ein Widerspruch?
    Wenn ich etwas nicht mag dann halte ich mich komplett fern…

    Nur mal so als Denkanstoß 😎

    Wir waren einmal in Ronda und ich habe auch etliche Photos gemacht. Aber nur vom Gebäude „ohne Stierkampf“…

    Beste Grüße
    Petra

    • sl4lifestyle schreibt:

      Liebe Petra, für mich gehören Bilder dazu. Und es gehört zu meinem Beruf, das zu sehen und darüber aufzuklären. Ich würde mir jedoch nie einen Stierkampf ansehen. Ich verabscheue das aufs Tiefste. Für mich gibt es vor allem auch eine Macht der Bilder. Ich will nicht nur über Schönes schreiben, wenn die Welt ganz anders ist. Wie eben jetzt in Afghanistan. Das Land ist wunderschön. Trotzdem gehören hier Entführungen, Ermordungen und Elend, besonders was die Behandlung von Frauen angeht, zur Tagesordnung. Und darüber will ich schreiben und berichten. LG aus Kabul. Sabine

  3. Pingback: Victor Barrio – Tod eines Toreros – Free your mind.

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