Naqoura – Brennpunkt im Südlibanon

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Naqoura im Süden des Libanon. Oder nördlich von Israel. Wie auch immer – egal! Weiße Häuser schmiegen sich an die zerklüftete Felsküste vor der türkisblauen See. Wellen mit weißen Schaumkronen tosen an den Strand. Unaufhaltsam. Die Melodie des Meeres. Ein ewiges Auf und Ab. Es könnte der perfekte Urlaubsort sein. Wenn die Stacheldrahtbarrieren nicht wären! Hier liegt das UN-Hauptquartier im Libanon, das ich als Journalistin besuche.

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Die Situation zwischen den beiden Staaten ist fragil. Oder angespannt. Immer noch. Schon wieder. Unentwegt. Unabdingbar ist daher die Mission UNIFIL. Sie ist eine der ältesten friedenserhaltenden Einsätze der Vereinten Nationen und besteht seit 1978. UN-Blauhelmsoldaten überwachen seitdem die Einhaltung des Waffenstillstands an der 121 Kilometer langen „Blue Line“ (Blaue Demarkationslinie) zwischen den beiden Staaten.

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Es gibt rund 10.500 Blauhelme aus 39 Nationen, die im erweiterten Marine-Einsatzverband UNIFIL im Libanon und in Limassol auf Zypern stationiert sind. Der Einsatz des Flottenverbandes geht auf den 33-Tage-Krieg oder Zweiten Libanonkrieg im Sommer 2006 zurück. Nach der Entführung von zwei Soldaten und dem Beschuss israelischen Territoriums marschierten israelische Truppen in den Libanon ein und blockierten die Seewege. Kein Schiff kam mehr rein oder raus. Der Premierminister ersuchte die Vereinten Nationen (UN) um Hilfe bei der Sicherung der Seegrenzen. So wurde der Einsatz als Maritime Task Force legitimiert. Die Blockade endete mit Ankunft der UN-Schiffe. Damit war der erste Schritt zur Friedenssicherung getan. Soviel zum Hintergrund.

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Doch der Schein trügt. Man spreche zwar vom Waffenstillstand, doch es herrsche immer noch Krieg zwischen den beiden Ländern. Ich erfahre von libanesischen Schäfern, die mit ihrer Herde in israelisches Hoheitsgebiet vordringen. Aus Versehen oder absichtlich, wer weiß das schon. Das Land ihrer Väter, auf das beide Seiten bestehen. Es ist kompliziert. Es gibt festgesetzte Schafe, die erst durch Vermittlung ein oder mehrerer Blauhelm-Soldaten wieder zurück zur Herde dürfen. Ich höre von zwei libanesischen Jugendlichen, die die Linie überschritten und festgehalten wurden. Da musste von Seiten der Schutztruppe ganz schnell verhandelt werden, um keinen Konflikt ausbrechen zu lassen.

Oder die Grabstätte auf der blauen Linie. Sie ist für Juden und Muslime von gleichem Maß an religiöser Bedeutung. Von israelischer Seite werde behauptet, Rabi Ashi sei hier bestattet, die libanesische dagegen beharrt auf das Grab ihres religiösen Führers Sheikh Abbad. Fingerspitzengefühl ist gefragt, auch wenn manche Gegebenheiten doch sehr paradox sind.

Für mich war es auf alle Fälle eine sehr interessante Begegnung.

Fotos: Enric Boixadós

Über sl4lifestyle

Journalistin aus Leidenschaft, Tierschützerin mit Hingabe und neugierig auf das Leben. Ich stelle Fragen. Ich suche Antworten. Und ab und zu möchte ich die Welt ein Stückweit besser machen ... Manchmal gelingt es!
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2 Antworten zu Naqoura – Brennpunkt im Südlibanon

  1. Anita schreibt:

    Liebe Sabine,
    ich freue mich für dich, dass du so eine interessante Reise machen kannst. Vielen Dank für den Bericht und die Fotos. Die weißen Häuser und das türkisblaue Meer vermitteln wahrlich einen idyllischen Eindruck und man könnte meinen, eine Urlaubsdestination zu sehen. Die Tatsache ist jedoch eine ganz andere.
    Ein Freund von mir, ein spanischer Arzt hatte dort auch seinen Einsatz…
    Ich wünsche dir noch viele interessante Gespräche und bin gespannt auf deinen nächsten Bericht.
    Lieben Gruß
    Anita

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