
Als Journalistin in Kahramanmaraş und am Stützpunkt der NATO bei İncirlik an der syrischen Grenze.
„Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Oder wie ich mich vor Terrorangriffen schützen lerne.“
In diesen Ländern ist mir stets bewusst, dass ich einer gewissen Gefährdungslage ausgesetzt bin. Obwohl dieses Bewusstsein eher unterschwellig passiert, zumal ich versuche, mich nie einer unkontrollierbaren Risikosituation auszusetzen.
Es war eine Woche voller Extremsituationen, die allesamt physisch und psychisch sehr herausfordernd waren. Als ich das erste Mal davon gehört bzw. darüber gelesen habe, wollte ich diesen Herausforderungen selbst begegnen: „Lehrgang für Journalisten in Krisensituationen“ oder eben auf Englisch „Hostile Environment Awareness Training„. Als Ort stand uns (insgesamt 19 Journalisten) das Ausbildungszentrum der Vereinten Nationen in der Bundeswehr-Kaserne Hammelburg zur Verfügung. Ein paarmal pro Jahr wird er angeboten. Ich habe mich bewusst für den Sommer entschieden, was letztendlich eine sehr sinnvolle Entscheidung war (wer möchte schon bäuchlings mit Splitterschutzweste durch den Schneematsch kriechen?).

Im Camp Marmal, Mazar-e Sharif, Afghanistan.
Trainiert wurden unterschiedliche Situationen, die alle jedoch lebensbedrohlich waren. Marschiert sind wir in der Regel mit Splitterschutzweste und Stahlhelm, was noch einmal das Körpergewicht um 20 Kilo erhöht hat. Mit dem Wetter hatten wir Glück oder eben auch nicht, je nachdem, wie sich jeder bei über 30 Grad Sommertemperatur fühlt. Zumindest mit dem zusätzlichen Gewicht! Bevor wir nach draußen und in die reale Welt zogen, ging es erst einmal um Theorie. Eine BW-Psychologin erklärte uns die Unterschiede zwischen Entführung und Geiselnahme und Methoden zur Trauma-Verarbeitung.

Bei einer UN-Mission unterwegs in einem gepanzerten Fahrzeug, wie hier im Libanon.
Es folgten Tage im fiktiven Dorf Bonnland, wo Situationen mit konkreter Gefahrenlage nachgestellt wurden. Wie reagiere ich auf Schüsse oder Handgranaten? Wo suche ich Deckung? Wie entscheide ich, wenn es darum geht, mein und/oder das Leben anderer zu retten? Wie gehe ich mit einer Bombendetonation zum Beispiel auf einem belebten Marktplatz um? Wie verhalte ich mich, wenn ich zwischen die Auseinandersetzung von feindlichen Milizen und lokaler Armee oder UN-Soldaten gerate? Was kann bei illegalen und unberechenbaren Militär-Kontrollpunkten passieren? Wie schütze ich mich und mein Leben in unübersichtlichen und aggressiven Zuständen?
Bei Schießübungen wurde aufgezeigt, woher die Schüsse kommen, um in Deckung gehen zu können. Ein weiteres Ziel der Übungen war, unterscheiden zu lernen, mit welchen Waffen gefeuert wurde. In einem unterirdischen Bunker erlebten wir verschiedene schwere Detonationen (bis 5 Kilogramm Sprengstoff) und spürten die Auswirkungen der Druckwellen. Ein weiterer Fokus wurde auf medizinische Hilfe im Einsatz gelegt. Definitiv nicht verkehrt, denn mein Erster Hilfe-Kurs lag gefühlt schon Ewigkeiten zurück. Auch hier wurde Theorie mit dem Ernstfall kombiniert, als auf einem fiktiven Dorfplatz ein Anschlag ausgeübt wurde.
6 Don’ts
- Nichts anfassen, was auf dem Boden liegt und unbekannt ist
- Schlaglöcher vermeiden. Im Notfall davor anhalten und nachsehen, was drin ist.
- Keine militärischen Einrichtungen in Landkarten angeben.
- Am sichersten ist es, Deckung in einem Krater zu suchen.
- Achtung bei markierten Steinen und Wegen – Minengefahr!
- Routine kann tödlich sein.
Tipp:
Spraydose mit roter Farbe mit sich führen, um Steine oder Stöcke zu markieren, die auf Minengefahr hinweisen! Achtung: Nur wertlose Gegenstände markieren, da bei Sachen des täglichen Gebrauchs die Gefahr besteht, dass sie mitgenommen werden!
Wow, das klingt ja echt spannend… Gut, vorbereitet zu sein – hoffe aber, dass du die Praxis nicht erlebst
Was man dann in dem Augenblick tut, ist eh fraglich. Ich denke, dann zählt nur die Intuition.
Megaspannend Sabine!!!!
Hoffentlich kommst Du immer ohne Zwischenfälle durch Deine Einsätze!!!!!!
Für mich war es eine sehr wichtige Erfahrung, physisch wie auch psychisch.
Ganz schön mutig Sabine! Hut ab, ich bin schwer beeindruckt…. LG
Danke, liebe Christine. Das gehört zum Job dazu, es war anstrengend, aber ich fühle mich nun sicherer.
Das ist gut so 🙂
Wow!
Super mutig! Wie kamst du da dran (drauf?) Mich juckt es in den Fingern. Sehr inspirierend und beeindruckend!
Tamara, ich habe davon durch einen Artikel von einem Kriegsreporter erfahren und dann im Netz gesucht. So bin ich auf den Kurs gekommen. Er wird ca. 3 x pro Jahr angeboten.
LG
Sabine
Super cool! Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung! Da werde ich mich auf jeden Fall auch mal schlau machen!:)
Ja, mach das! Freut mich!