Wir nähern uns mit dem Segelboot. Die Bucht von Positano sieht nach bunten Bonbons aus. Wegen der Sonnenschirme, wegen der farbenfrohen Badekleidung, hauptsächlich sind es Bikinis. Bikinis für Groß und Klein, für Dicke und Dünne. Wir sind an Italiens berühmtester Küste. Früher kamen Künstler, um sich inspirieren zu lassen. Die ganz Großen des Kinos, der Musik, der Literatur: Elizabeth Taylor, Marcello Mastroianni, die Deneuve oder John Steinbeck, der Schriftsteller. Und der hat es aufgeschrieben, was so viele denken: „Positano geht unter die Haut. Es wirkt nicht real, wenn du dort bist, und es wird verlockend real, wenn du gegangen bist.“ Positano liegt an der Amalfi-Küste. Ganz genau! Heute kommen auch viele B- und C-Promis und natürlich die Superreichen. Aber nicht nur. Sondern auch ganz normale Leute. Leute wie Du und ich.
Bin ich froh, mit dem Boot zu kommen, denn die schönsten Buchten sind nur vom Meer aus erreichbar. Riesige Kreuzfahrtschiffe spucken täglich Tausende von Menschen aus, die alle nur das eine suchen: Diese Orte, die so aussehen wie aus der Werbung der 1950er Jahre, als die Welt noch heil, italienisches Essen noch exotisch und der Wein noch nicht gepanscht war. Und als es noch keinen Terror und keine Anschläge gab. Heute sitzen sie alle in den viel zu großen Sightseeing-Bussen, die die engen Straßen verstopfen, die einst eigentlich für die Cinquecentos gebaut wurden, diese Mini-Autos von früher. Und über den Straßen hängen noch nach wie vor die Wäsche an Leinen und flackert im Wind.
Wir sind zu Fuß unterwegs, nachdem wir unser Boot im Hafen von Amalfi geparkt haben. Rauf und runter laufen wir durch die engen Gassen, immer dicht an den Hauswänden entlang, um nicht in der Gefahrenzone zu sein, die sich durch Hupen und Bremsgeräusche bemerkbar macht.
Trotz allem, auch mir geht die Amalfi-Küste mit ihrer besonderen Schönheit unter die Haut. Es liegt am Licht, durch das die Konturen ganz weich werden und damit diese Farben erstrahlen. Und das Meer, diese tiefblaue, grüne oder türkisfarbene Fläche ist immer da, egal wohin man schaut. Ich kann mir gut vorstellen, wie es früher war. Die Partygänger von damals, die Jackie Kennedys und die Frank Sinatras. Wenn die Nacht anbrach begannen die Partys. Die noch heute legendär sind, zumindest wenn man den Erzählungen lauscht.
Zurück auf dem Boot legen wir ab, fahren hinüber zu den drei kleinen Inseln des „Li Galli“-Archipels. Wir reihen uns in die Gruppe der Yachten ein, die „die Hähne“ umkreisen. So lautet die Übersetzung. Keine Ahnung, warum! Zwei davon sind unbewohnt. Die dritte, genannt „Il Gallo Lungo“ oder „Der lange Hahn“ gehörte einst dem russischen Ballett-Star Rudolf Nurejew. Nach seinem Tod 1993 wurde die Insel für 4,5 Millionen Mark verkauft. Heute ist sie ein Vielfaches wert. Mieten kann man die Insel übrigens zum Schnäppchenpreis. Nämlich für 250.000 Euro pro Woche!
Schön, diese Küste südlich von Neapel. Immer noch. Immer wieder. Und irgendwie verwunschen, irgendwie entrückt.