
Das war Pit, unser etwas schüchterneres Chamäleon. Gemeinsam mit Pat haben wir es vor dem Tod auf dem Voodoo-Markt von Lomé, Togo gerettet. Wir päppelten beide auf, und sie lebten frei in unserem Haus in Afrika. Foto: privat
Ich habe mal zwei Chamäleons gehabt. Als ich in Afrika lebte. Ich habe beide vor dem Tod gerettet. Auf dem Voodoo-Markt in Togos Hauptstadt Lomé sollten sie zu Pulver verarbeitet werden. Als ich sie mir in dem Transportsack ansah, waren sie schon ganz ausgetrocknet. Ich habe dem Händler ein paar Dollar gegeben, und Pit und Pat gehörten mir.
Bei uns zuhause im Norden Benins haben sie frei gelebt. Jeder von ihnen konnte einen Ficus Benjamina-Baum sein eigen nennen. Ohne Gitter, ohne Terrarium, ohne Absperrung. Manchmal sind sie durch die Wohnung gelaufen. Sie haben sich von Fliegen ernährt. Und die gab es genug. Sie wurden zahm. Pat mehr als Pit. Wenn ich die Hand hinstreckte, ergriff sie Pat sofort und hangelte sich an mir hoch. Pit wollte das nicht. Das haben wir respektiert.
Ich vergesse nie die Kraft, mit der Pats Krallen meinen Finger umschlossen hat. Vor allem, wenn er Angst hatte. Und die hatte er, sobald sich ihm unser Hund näherte. Doch der wusste, dass Pit und Pat zu uns gehörten und hat sie nie angerührt. Vor Chamäleons haben die meisten Afrikaner Angst. Dämonen, böse Geister steckten in ihnen. Nach einer Reise kamen wir zurück, und Pit und Pat lebten nicht mehr. Wir sahen nur noch ihre Kadaver. Unser Hauspersonal hat sie in Ruhe gelassen. Die Umstände, an denen sie starben, konnten wir nie aufklären. Nach Deutschland hätten wir sie nie mitgenommen.

Ein großer Teil der Tiere überlebt den Transport nicht.
Deutsche Großhändler importieren jedes Jahr etwa 600.000 Reptilien aus Ländern wie Vietnam, Tansania oder den USA – ein millionenschweres, unbarmherziges Geschäft, bei dem Sterberaten bis zu 70 Prozent bereits im Preis einkalkuliert sind.
Ermittler der Tierschutzorganisation PETA entdeckten bei einem deutschen Großhändler Königspythons, die teilweise schon seit über zehn Jahren in winzigen Plastikboxen gehalten werden, da sich offenbar keine Abnehmer finden. Fast bis zur Decke sind die Tiere manchmal jahrelang in den Boxen übereinandergestapelt.

Rackhaltung von Reptilien bei einem Händler.
Immer häufiger kommen bei Händlern und Züchtern schmale, schubladenähnliche Elemente – sogenannte Racksysteme – zum Einsatz, um möglichst viele Tiere platz- und kostensparend auf engstem Raum halten zu können. Diese Art der Lagerung bedeutet großes Leid für die sensiblen Tiere, weil sie nicht einmal die Möglichkeit haben, selbst ihre elementarsten Verhaltensweisen auszuleben: Sie können sich nicht fortbewegen, auf einen Ast klettern oder in der Sonne baden.

Eine angemessene Versorgung mit Nahrung/Trinkwasser und bei Verletzung/Krankheiten findet meist nicht statt.
Im Frühjahr 2016 recherchierte PETA USA bei einem der weltweit größten Reptilienhändler, Reptiles by Mack aus Ohio, der auch deutsche Großhändler, beispielsweise in Baden-Württemberg, beliefert hat. Viele Reptilien sind krank und schwer verletzt, werden oftmals nicht tierärztlich versorgt und müssen tage- oder teilweise wochenlang ohne Trinkwasser ausharren. Oft wurden sie einfach mehrere Tage zum Sterben liegen gelassen.

Ein großer Teil der Tiere überlebt den Transport nicht.
PETA setzt sich für ein vollständiges Haltungsverbot exotischer Tiere in Privathand ein. Denn neben den entsetzlichen Bedingungen bei der Zucht und im Handel geht es den Tieren in den Wohnzimmern kaum besser.
Fotos: PETA (5)