Ich habe Waitangi besucht, dem Ort, an dem die Gründung Neuseelands seinen Anfang nahm.
Doch woher kamen die Maori, die Ureinwohner Neuseelands? Von den Inseln Polynesiens? War es Zufall, der sie auf der Inselgruppe im Südwestpazifik landen ließ?
Es ranken sich viele Mythen um ihre Ankunft. Eine davon erzählt von Kupe, dem Seefahrer. Er segelte um die Inseln herum und ließ schließlich einen Teil seiner Familie zurück, damit sie die ersten Bewohner des Landes würden. Und auf Kupes Tochter soll auch der Maori-Name Aotearoa („Land der langen weißen Wolke“) zurückgehen. “He ao! He ao!“ – „Eine Wolke! Eine Wolke!“, soll sie bei der Ankunft gerufen haben.
Wissenschaftlich gesichert ist nur, dass die Maori Neuseeland zwischen dem achten und dem 14. Jahrhundert besiedelten. Wahrscheinlich kamen sie von den Inseln der Südsee. Die Ankömmlinge fanden ein Land vor, das genug Raum zum Siedeln bot. Sie lebten in kleinen Familiengruppen („Whanau“) zusammen, wie sie es aus ihrer Heimat gewohnt waren. Aus diesen wurden im Laufe der Zeit größere Einheiten, die „Hapu“, die die soziale Grundstruktur der Maori-Gesellschaft bildeten.
Dass jedoch auch das Aufeinandertreffen mit Fremden Probleme mit sich bringen würde, war abzusehen. 1642 war der niederländische Seefahrer Abel Tasman der erste Europäer, der neuseeländischen Boden betrat. Der Engländer James Cook bereiste und kartografierte im Jahr 1769 die Nord- und Südinsel und beschrieb die dort lebenden Menschen als „intelligent und verwegen“.
Anfang des 19. Jahrhunderts kamen immer mehr europäische Siedler nach Neuseeland – vor allem Briten. Die Maori standen ihnen aufgeschlossen gegenüber, denn sie lernten nützliche Gegenstände kennen.
Doch die europäische Besiedlung Neuseelands hatte auch gravierende Nachteile für die Maori: Die Neuankömmlinge schleppten Krankheiten ein, gegen die die Ureinwohner keine Abwehrkräfte besaßen und an denen sie in großer Zahl starben,wie an Grippe oder Masern.
Darüber hinaus bekamen die kriegerischen Auseinandersetzungen der Maori untereinander völlig andere Dimensionen, weil sie nun die von den Europäern mitgebrachten Gewehre einsetzen konnten. Schätzungsweise ging die Zahl der Maori in dieser Zeit um mindestens zehn Prozent zurück. Insgesamt machte sich mehr und mehr Gesetzlosigkeit im Land breit – worauf die britische Krone im Jahr 1840 reagierte: Sie sandte einen Gouverneur nach Neuseeland, und am 6. Februar wurde der Inselstaat durch den Vertrag von Waitangi zu einer britischen Kolonie. Er gilt als das Gründungsdokument Neuseelands.
Reisetipp: Das Museum von Waitangi, Bay of Islands