Bevor ich die Augen öffne, höre ich sie: Die Kühe! Genauer: Ihre Glocken. Direkt auf der Weide unter meinem Zimmer. Schön. Ich blicke auf die grüne Wiese. Vom Bett aus. Und dann schweift mein Blick hinunter ins Tal bis nach Innsbruck, das unter dem Morgennebel in der Ferne liegt. Rechts und links die Berge. Ja, ich habe es mit den Bergen, im Sommer wie im Winter. Ich kann mich nie sattsehen, werde es auch nie können. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken an den grünen Hängen, den vereisten Gletschern und den schneeweißen Gipfeln im Sonnenlicht.
Ich bin im Zirbe-Zimmer des Bio Aktiv Hotels Grafenast, ganz oben, mit Panorama-Sicht auf die Umgebung. Schon beim Aufwachen rieche ich den Holzgeruch, diesen Duft nach Zirbenholz. Bevor ich den Start des Tages mit dem Frühstück beginne, denke ich kurz nach, ob ich unter die Dusche gehe oder in der dem Bett gegenüberliegenden Badewanne mit Panorama-Sicht ein Schaumbad genießen soll. Die Wanne hebe ich mir lieber für den entspannten Spätnachmittag auf, wenn ich meinen Muskeln nach der geplanten Bergwanderung etwas Gutes tun will. Lieber also duschen und dann frühstücken.
Das Hotel ist Geschichte. Familiengeschichte. Ich könnte mich hier für Wochen aufhalten und würde täglich immer noch etwas Neues entdecken. Peter Unterlechner und seine Frau Waltraud haben es vor acht Jahren von den Eltern übernommen. Und die wiederum von den Großeltern und dann gibt es auch noch die Urgroßeltern. Der Urgroßvater kaufte die Alm vor über 100 Jahren von einem Adligen. Das erste Haus war klein, es gab gerade mal eine Küche. Man fuhr viel Ski und machte die Weiden urbar für die Selbstversorgung.
Jetzt, nach über 100 Jahren ist ein Hotel daraus geworden, ganz im traditionellen, alpenländischen Stil, doch mit modernen großzügigen Spa-Anlagen, wie einem orientalischen Hamam, dem Holzturm mit Wald-Sauna im Jurte-Stil und Relax-Raum, verschiedenen Kunstwerken an den Wänden und einem Garten mit Hängematten und der Möglichkeit, das Bogenschießen zu erlernen. Denn Kellner Peer Woldrich gibt gerne ein Schnuppertraining.
Auch im Restaurant und auf der Terrasse fasziniert dieser Weitblick. Dazu gibt es Küche vom Feinsten, alles Bio. Darauf legen die Hotelbesitzer großen Wert. Körper und Seele in Einklang bringen, ist das Motto von Wirt Peter. Durch Genuss, der Natur und den Wellness-Angeboten! „Unsere Mission ist es, die Gäste abzuholen und runterzubringen“, beschreibt er den Umgang mit Stress und Entspannung. Dass das zu klappen scheint, beweist der Besuch eines sehr bekannten Meditations-Guru, der während meines Aufenthaltes gerade mit seiner Gruppe vor Ort ist.
Dann noch die besondere Ausstattung der Zimmer. Jedes ist halt ein bisschen anders. Mal mit einer integrierten Felswand, mal mit einer großen Terrasse und Stativ zum Malen, mal mit einer eigenen Sauna. Waltraud, die gute Seele von Grafenast, ist gelernte Schneidermeisterin. Klar, dass sie sich auch in Grafenast eine kleine Schneiderei eingerichtet hat. Hier gibt sie Nähkurse für Kinder und macht auch sonst ganz viel selbst. Und Kellner Woldrich plant, die jungen Gäste in Bogenschießen zu unterrichten.

Hotelwirtin Waltraud sorgt fürs gute Schlafen der Gäste.
Am Nachmittag machen wir uns mit Peter auf den Weg der Sinne, der mit unterschiedlichen Kunststationen ausgestattet ist. Meditativ wird es am Holz-Labyrinth oder auf dem Barfußweg. Peters Vater hat den Weg mit verschiedenen Künstlern gestaltet. Nach 6.230 Schritten und rund 2 Stunden hat man es geschafft. Naturerlebnis pur: Der Kopf ist klar! Sogar ein Taubenschwänzchen kreuzte unseren Weg. Was für ein besonderes Erlebnis, dem mitteleuropäischen Kolibri hier zu begegnen.
Mit dem Sessellift geht es am nächsten Tag hinauf auf den Pillberg und zur Einkehr in den Hecherhof. Wirt „Wuf“ Schulze-Boysen hat schon viel von der Welt gesehen. „Wenn es einem hier oben nicht gefällt, dann wird es schwierig“, sagt er. Wir genießen den Almdulder und blicken direkt hinein ins Karwendelgebirge, umrahmt von blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein.

Hecherhof-Wirt „Wuf“ Schulze-Boysen.
Und dann gibt es auch noch ein Ski-Museum im Hotel. Denn Urgroßvater Toni war ein begeisterter Ski-Läufer und hat vieles aufgehoben. „Dokumentiert wird hier die Ski-Geschichte von 1900 bis 1950“, ergänzt Urenkel Peter. „Mein Urgroßvater wollte unbedingt hier begraben werden.“ Das sei nur möglich gewesen, indem er eine Kapelle baute. Gesagt getan. Unweit steht also dieses hoteleigene Kirchlein mit Friedhof. „Toni und seine Frau Käthe haben sich ihren letzten Willen erfüllen können“, sagt der Urenkel. „Weihnachten zelebrieren wir hier eine Messe“, ergänzt Ehefrau Waltraud. Und nachdem sie den Pfarrer aus Innsbruck auch sehr schätzt, holt sie ihn jedesmal persönlich ab und bringt ihn auf den Berg.
„Letztendlich wollen wir hier für unsere Gäste eine Atmosphäre schaffen, die eher der in einem großen Wohnhaus ähnelt als der in einem Hotel.“ Und das haben Peter und Waltraud zweifelsohne geschafft. Denn Grafenast ist ein ganz besonderer Ort. Es lohnt sich, ihn auszuprobieren und kennenzulernen.
Hunde sind übrigens willkommen! Ein Hundewaschplatz für die Vierbeiner ist geplant!
Bio Aktiv Hotel Grafenast
Pillbergweg 205
6136 Pill, Tirol, Österreich
Telefon: +43-5242-63209
E-Mail: sehnsucht@grafenast.at
Zur Diashow:
Fotos: Enric Boixadós
Passender Lesestoff für den Aufenthalt im Bio Aktiv Hotel Grafenast . Falls Ihr es spannend mögt gibt es hier ein paar erstklassige Krimis aus Tirol!
Georg Haderer: Sterben und sterben lassen
Der Aufenthalt wurde vom Bio Aktiv Hotel Grafenast unterstützt. Meine Meinung ist wie immer meine eigene.
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