Fußnoten einer Leidenschaft – Teil 2

Rechtfertigung meiner letzten Neuanschaffung oder Bekenntnisse eines Füller-Junkies

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Von Gastautorin Anne Henrich

Teil 1 hier!

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Nun ja, ich sehe mich schon gerne in der Tradition eines hominem scribens. Nicht allein, weil die Homepage von Visconti mir das gerne suggerieren möchte, sondern weil ich den Schreibvorgang mit Füller und Papier als solchen schätze. Das Geräusch der Feder auf Papier, ja, auch den Materialverbrauch und dass ich – auch wenn es seine Zeit dauern mag – am Ende etwas in der Hand habe, was es vorher nicht gab. Dass dieses Schreiben auch funktioniert, wenn man (wie in Afrika häufig geschehen) im Dunkeln sitzt, weil der Generator wieder leergelaufen ist! Dann ist wieder die Zeit von Kerze, Papier und Stift …

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Wenn etwas nicht geglückt ist, spricht auch nichts dagegen, das Erzeugnis theatralisch zu verbrennen – ein kathartischer Effekt, den die Delete-Taste nicht zu evozieren vermag. Nichtsdestotrotz muss ich ehrlicherweise zugeben, dass ich aber auch eine gute Werbung schätze. Da wäre bei Visconti noch ein bisschen mehr gegangen …

Die Tinte in Schwüngen

Ich hatte mir die Bronezausgabe des HS mit einer 23Kt 950 Palladium Flexpoint M-Feder bestellt, da ich gerne mehr Tinte auf das Papier bringe (obwohl das bei meiner kleinen Handschrift schon ein bisschen gewagt ist).

Die M-Feder überraschte mich: der Strich war anfangs äußerst dünn (inzwischen, dank eifriger Nutzung und ständiger Kringel übers Papier ziehen) ist die Dicke des Strichs gerade richtig. Gleichmäßig verteilt sich nun die Tinte in den Schwüngen, sammelt sich nur dort, wo ich neuen Schwung hole. Anfangs ging die Feder etwas sperrig übers Papier und ich war schon am Zweifeln, ob ich mir da einen technischen Flop an Land gezogen hatte.

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An manchen Stellen bekam sie die Kurve nicht. Doch mit etwas Geduld und viel Einschreiben, geht sie inzwischen wunderbar leicht übers Papier. Ich teste gegenwärtig noch verschiedene Tintenmarken durch, um zu sehen, welche Marken gut laufen.

Momentan ist es Lie de Thé von Herbin, wie auf den Schriftproben auch zu sehen. Auch muss ich anmerken, dass für Jemanden, der mit dem High Vacuum Power Filter System nicht vertraut ist (wie ich das war), mangelndes Fließen der Tinte durchaus auch am falschen Befüllen liegen kann. Da ist dann unter Umständen der Tank einfach gleich wieder geleert worden. Ich musste einige Videos zu Rate ziehen, bis ich den Dreh raus hatte: Erst hinten die Kuppe nach links drehen, dann ziehen, eintauchen, WARTEN, nach einigen Sekunden langsam runterpressen und dann den Vorgang noch zwei-, dreimal wiederholen.

Tankanzeige – ja oder nein?

Anfangs habe ich den Tank scheinbar immer gleich wieder entladen. Da kommen wir auch zum Nachteil dieses Modells: Es gibt keine „Tankanzeige“ (einen Tacho ebenfalls nicht :-)!). Andererseits bedarf es dadurch wieder einer Vertrautheit mit dem eigenen Schreibgerät, das man eben auch kennen muss, um sich voll an seiner Funktionalität erfreuen zu können.

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Auf den Fotos kann man sehr gut den raffinierten Verschlussverlauf erkennen, den sich Visconti für dieses Modell ausgedacht hat: Anstelle banaler Rillen, um die Kappe festdrehen zu können, ist ein Ornamentmuster gesetzt, in das die Kappe mit Drehung einrastet und dann auch festsitzt. Ebenso ist es natürlich möglich, die Kappe beim Schreiben hinten auf zu stecken, was den Füller dann noch einmal länger macht. Trotz der Größe, ist er nicht zu schwer und kommt auf 45 Gramm – Kappe inklusive. Die Länge bemisst sich auf 14,5 cm (Kappe geschlossen), bzw. ca. 17 cm (Kappe aufgesteckt).

Als weitere Raffinesse hat sich Visconti das My Pen System ausgedacht: Das metallene Visconti-Logo auf der Kappe kann durch verschiedene Steine ersetzt werden, um dem HS eine individuelle Note zu geben. Die Arretierung erfolgt magnetisch.

Das Design der Feder ist eine Augenweide für sich, und ich persönlich finde es sogar noch schöner als das von Montblanc.

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Etwas Gehaltvolles

Ich benutze den HS gerne, habe aber den Spleen, mit meinen guten Füllern (zu denen zähle ich ihn definitiv) nur Gehaltvolles schreiben zu wollen. Deswegen bleiben sie an etlichen Tagen in der weichen, ledernen Stifterolle und warten auf ihren Einsatz.

Und deswegen schreibe ich auch diesen Text auf meinem Macbook… ;-).

Nun interessiert uns wirklich, ob es noch mehr Füller-Junkies unter Euch gibt?! Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

 

 

Über sl4lifestyle

Journalistin aus Leidenschaft, Tierschützerin mit Hingabe und neugierig auf das Leben. Ich stelle Fragen. Ich suche Antworten. Und ab und zu möchte ich die Welt ein Stückweit besser machen ... Manchmal gelingt es!
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