Heute am Lese-Donnerstag stelle ich Euch ein Buch vor, dass Ihr, wenn Ihr einmal damit begonnen habt, dranbleiben werdet! Versprochen! So als kleiner Tipp fürs regnerische Wochenende. Denn es wird spannend! Sehr sogar!
Ein düsterer archaischer Alpenroman, ein rätselhafter Thriller, der vermutlich in den unwirtlichen Bergregionen Österreichs spielt. Dass er aus der Zeit gefallen scheint hat seinen ganz eigenen Charme. Erst vermutete ich, dass die Handlung in den 1960ern spielt, bis zu dem Zeitpunkt, als mit dem Handy telefoniert und mit der Bankkarte Geld gezogen wurde.
Autor Peter Keglevic gibt seinen Figuren einen Rahmen, lässt sie erscheinen als überhebliche Machos, als flinke Wilderer, als verstorbenen Aristokraten oder als konservativen Pfarrer. Er lässt Unrecht an einer ganz bestimmten Familie zu, welches im Dorf geduldet wird, auch wenn Menschen ganz offensichtlich daran zerbrechen.
Die Figur der unscheinbaren Agnes nimmt eine bis dato unvorstellbare Größe ein, die ganz besonders in der zweiten Buchhälfte dem Lesenden den Atem raubt. Sie, die immer nur als Verliererin auftaucht, deren Träume und Wünsche in jeder Hinsicht unerfüllt bleiben, weiß spätestens nach dem Tod der Eltern, dass sie handeln muss.
Mit ihren jüngeren Geschwistern flieht sie in die Berge, in eine geheimnisumwitterte Hütte. Hier stellt sie sich bedingungslos ihrer Vergangenheit. Immer wieder. Längst Verdrängtes kommt an die Oberfläche und zieht den Leser hinein in einen Strudel um Missbrauch und Macht, um Angst und unvorstellbaren Mut. Sehr lesenswert, finde ich.
Peter Keglevic: Wolfsegg, 320 Seiten, 20 Euro.